Und braucht vor allem die Kultur im Alltag – Ein Kommentar –
Was bedeutet es wenn eine Zweitsprache Verfassungsrang hat? Was bedeutet es in Mecklenburg-Vorpommern, wenn die ehemalige Erstsprache Niederdeutsch, auch Plattdeutsch genannt, in der Verfassung erwähnt wird? Wird sie dadurch relevanter im Leben ihrer Einwohner?
Artikel 16 der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern
(Förderung von Kultur und Wissenschaft)
(1) Land, Gemeinden und Kreise schützen und fördern Kultur, Sport, Kunst und Wissenschaft. Dabei werden die besonderen Belange derbeiden Landesteile Mecklenburg und Vorpommern berücksichtigt.
(2) Das Land schützt und fördert die Pflege der niederdeutschen Sprache.
(3) Hochschulen und andere wissenschaftliche Einrichtungen sollen in ausreichendem Maße eingerichtet, unterhalten und gefördert werden. Freie Träger sind zugelassen.
(4) Land, Gemeinden und Kreise fördern Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung.
Einordnung der Niederdeutsch-Pflege in Mecklenburg-Vorpommern
Politische Dimension
In Mecklenburg-Vorpommern manifestiert sich die Bedeutung der Niederdeutsch-Pflege nicht nur als politisches Anliegen, sondern auch als kulturelle Praxis. Artikel 16 der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern unterstreicht die Wertschätzung für die Pflege der niederdeutschen Sprache; sie erfährt Schutz und Förderung. Dies verleiht der Niederdeutsch-Pflege nicht nur symbolische Bedeutung. Die Verfassung betont die Einzigartigkeit der beiden Landesteile Mecklenburg und Vorpommern, indem sie spezifische Belange der Regionen berücksichtigt und dabei die Förderung der niederdeutschen Sprache als integralen Bestandteil der kulturellen Identität ansieht.
Kulturelle Dimension
Die Verankerung der Niederdeutsch-Pflege in der Verfassung reflektiert eine die kulturelle Dimension. Diese Pflege des Plattdeutschen geht über den reinen Sprachgebrauch und eine akademische Bewahrung und Weitergabe von Traditionen, Bräuchen und kulturellen Artefakten hinaus. In Mecklenburg-Vorpommern wird die Niederdeutsch-Pflege zu einem Instrument der Identitätsstiftung, das die Bewohner mit ihrer Herkunft verbindet. Der Erhalt und das Erleben alter und neuer kultureller Vielfalt wird somit zu einer Verpflichtung, über Generationen hinweg. Am Ende geht es um die einzigartige Geschichte und Lebensweise der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern.
Alltagsleben und Niederdeutsch-Pflege
Im täglichen Leben der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern spiegelt sich die Niederdeutsch-Pflege verhalten wider. Ob in lokalen Dialekten, traditionellen Liedern oder in festlichen Veranstaltungen – die niederdeutsche Sprache durchdringt den Alltag nicht wirklich. Versuchen Sie doch einmal, das Plattdeutsche im Amtsgebrauch oder beim Einkaufen in Zentren zu verwenden. Die Verfassungsgarantie für die Niederdeutsch-Pflege muss mit Leben erfüllt werden, das direkt an die Erfahrungen der Menschen in MV anschließen muss. Zwangsläufig, sonst pflegen wir eine Museumssprache für Special-Interest-Gruppen.
Versuchen Sie auch bitte einmal, außerhalb von Komik, cool oder positiv-bemerkenswert zu erscheinen, während Sie die Niederdeutsche Sprache verwenden. Geht das denn?
Ja, natürlich geht das, werden die Nutznießer von Fördermiteln sofort sagen und auf ihre Projekte und Institutionen verweisen. Nur findet das Leben der Menschen eher marginal und temporär in Projekten und Lern-Einheiten statt.
Natürlich gibt es eine Community dafür und, ja, es ist sinnvoll, positive Beispiele zu sammeln und aufzuzeigen. (Gern auch in den Kommentaren dieser Website.) Dabei wird schnell klar werden: Kontinuität und Konsistenz sind wichtig.
Die Kontinuität in der Vermittlung und Pflege einer Regionalsprache wie des Plattdeutschen ist entscheidend, um ihre dauerhafte Erhaltung sicherzustellen und gleichzeitig ihre Relevanz in der Jetztzeit zu beweisen. Kontinuität in der Pflege einer Regionalsprache bedeutet nicht nur die Bewahrung der Vergangenheit, sondern auch ihre Anpassung an die heutigen Bedürfnisse und Kontexte. Eine lebendige Regionalsprache muss auch in modernen Medien, Bildungs- und Kultureinrichtungen und der digitalen Kommunikation eine Rolle spielen – und so ihre Relevanz in der Jetztzeit beweisen, in einer sich ständig verändernden Welt.
Konsistenz ermöglicht dabei eine gezielte Anpassung an moderne Kontexte. Wenn die Sprache in verschiedenen Bereichen durchgehend wahrgenommen und angewendet wird, kann sie leichter in neue Technologien, Medien und Bildungsmethoden integriert werden, ohne ihre Grundstrukturen zu verlieren.
Das braucht Praxis – und kulturelles Erleben. Relevanz erweckt Begeisterung. Mit der Einschränkung, dabei Überforderung zu vermeiden.
Beispiel gefällig?
„De lütte Plattschaul #11: Für ein bisschen Fantasie“ auf der Website des Mecklenburgischen Staatstheaters. Auch hier im Blog, bzw. Regionalfernsehen in MV, illustriert: Pirat Knitterbort entert die Grundschule.
Andreas Beck, 231216, Schwerin