Mehr als dies – Ein Zwischenklang im Feld der Erscheinung

Ein Lied. Ein Begriffssystem. Zwei Wege, dieselbe Schwelle zu berühren.

Peter Gabriels „More Than This“ ist keine Botschaft. Es ist ein Spüren. Ein Tasten. Ein vorsichtiges Aufleuchten dessen, was sich nicht greifen lässt. Die Lyrics sprechen von Verlust, von Bildern, die verschwinden, von Plänen, die zerfallen, von Vergangenem, das nicht loslässt. Und mitten darin: das Mehr.

„More than this, so much more than this, there is something else there
When all that you had has all gone…“

Diese Zeile ist keine Erklärung, sondern ein Riss. Und durch diesen Riss tritt etwas ein: ein Spüren von Verbundenheit jenseits des Ichs. Kein Trost. Keine Erklärung. Aber: Da-Sein.

Das philosophische Werk Liebe ist keine Option beschreibt einen ähnlichen Raum. Es ist kein Kommentar zur Musik, aber ein Resonanzraum zu ihr. In seiner Sprache: Das Sein trägt, bevor etwas geschieht. Die Ordnung ist nicht vorgegeben, sondern erscheint durch Fokus. Und Liebe ist nicht Gefühl, sondern die Substanz, in der Begegnung überhaupt erst möglich wird.

„With my head so full, so full of fractured pictures
And I’m all there, right next to you“

Das ist die avatarische Spannung: ein voller Kopf, ein fragmentiertes System. Und dennoch: Gegenwärtigkeit. Nicht als Funktion, sondern als Form von Durchlässigkeit.

Wenn Peter Gabriel singt: „Much more than this, beyond the stars“, dann ist das kein Ausflug ins All. Es ist die Formulierung eines anwesenden Feldes, das trägt. Genau hier. Jetzt. „Right next to you“.

Ein mögliches Gespräch zwischen Werk und Song wäre ein Sich-Annähern im Zwischenklang. Ein Wahrnehmen dessen, was zwischen Sprache, Musik und Spüren liegt. Vielleicht wäre das schon alles: ein Moment, in dem die Frage „wozu?“ still wird. Und das Mehr nicht mehr in Fülle gesucht, sondern ein Loslassen in Tiefe getragen wird.

Dies ist eine Einladung an all jene, die spüren, dass da etwas ist, was sich nicht einfach sagen, aber zeigen lässt. Kein Deutungsversuch. Eine Annäherung.

Ein Versuch, aus der Sprache heraus mit Peter Gabriel ins Feld zu sprechen, aus dem auch sein Lied entstanden sein könnte.

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