Auszug aus „Andersen Storms Worte des Jahres 2020“, Glossen
Wissenschaftler sind kluge Menschen. Richtig lesen! Kluge, nicht gute. Können sie auch sein, müssen sie aber nicht. Andere Menschen als Wissenschaftler können auch klug sein. Müssen sie aber auch nicht. Das ist ein Unterschied, den nur jene begreifen können, die begreifen können, dass es klügere Menschen als sie selber geben kann, und dass die Wahrscheinlichkeit unwahrscheinlich hoch ist, dass es sie gibt. Man erkennt sie daran, dass man sie nicht versteht, obwohl sie vernünftig klingen und sinnvolle Ratschläge geben. Generell sind es nicht unbedingt die klügeren, aber auch nicht unbedingt die besseren Menschen, die dann die Ratschläge benutzen oder in den Wind schlagen, um Anweisungen zu geben, an die wir uns dann freiwillig halten können.
Wobei es den Wissenschaftlern in ihrer Funktion egal ist, ob wir vernünftig sind, denn die sind ja nicht für uns verantwortlich. Das sind andere. Wir. Vielleicht. Wir wählen ja aber selten Wissenschaftler demokratisch an ihre Arbeitsplätze. Außer diese treten als was ganz anderes an und haben den Kohl lange hinter sich gelassen.
Wissenschaftler sind meisten aber gar nicht in der Lage einfacheren Leuten zu erklären, was sie so wissen und, noch viel wichtiger, was sie nicht wissen und unbedingt gern wissen würden, weil es so vielen anderen helfen würde, oder auch nur, weil es so unglaublich cool ist.
Oder weil es dringend ist, wegen einer Demografie, oder Demokratie, oder Epidemie, oder Pandemie. Wissenschaftler können das unterscheiden, leicht sogar. Sie lächeln süß-säuerlich, wenn sie jemandem zuhören müssen, der das nicht kann, aber das nicht weiß.
Das beste an Wissenschaftlern aber ist:
sie haben zu tun, und zwar Besseres!
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